VENUE
- 14.05.2025 (15:00 – 20:00 Uhr) – Kindermann Palais, Piotrkowska 137/139. Die Zweigstelle der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Łódź
- 15-16.05.2025 (9:00 – 18:00 Uhr) – Williama H. Lindleya 3/5. Der Professor Ija Lazari-Pawłowska Saal, 3. Etage, Institut für Philosophie, Universität Łódź
ÜBER DIE KONFERENZ
NORMATIVITY AND PRAXIS: DIE ROLLE DER RELIGION IN KANTS POLITISCHER PHILOSOPHIE UND ETHIK, 14-16.05.2025
Für Kant bildet Religionsphilosophie ein Thema von herausragender Bedeutung. Er behandelt es besonders in der Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793) ganz im Geist der Aufklärung: Kant spricht sich darin vehement gegen alle Formen von spekulativem Überschwang, Aberglaube, spiritueller Schwärmerei und offenbarungsbasiertem Dogmatismus aus. Stattdessen versucht Kant, die Religion auf das zu beschränken, was sich mit den Mitteln der Vernunft verteidigen lässt. Kant ist der Auffassung, dass religiöse Regeln und geoffenbarte Gebote nur so weit philosophisch akzeptabel sind, wie sie sich mit den Forderungen der Vernunft und der Moralität zur Deckung bringen lassen. Für Wunderglaube ist beispielsweise kein Platz (RGV VI.84–89). Da stellt sich sofort die Frage: Sind philosophische Bestrebungen, Religionen radikal zu rationalisieren und über alle Differenzen hinweg auf einen vernünftigen moralischen Grundbestand zu reduzieren, selbst vernünftig?
Die Konferenz wird eine Reihe von wissenschaftlichen Zielen verfolgen. Diese Ziele sind in erster Linie (1) die Untersuchung von Kants Religionsverständnis (d.h. auch die Bedeutung der Unterscheidung zwischen „einer gottesdienstlichen Religion“ und „einer rein moralischen Religion“ sowie der Unterscheidung zwischen „Kirchenglauben“ und „Religionsglauben“). Für diese Untersuchung ist auch das Problem (2) des Zusammenhangs von Religionsphilosophie und Geschichtsphilosophie in Kants Philosophie von Bedeutung (denn durch die Verbindung dieser Problematiken wird es möglich, die menschliche Geschichte als einen Prozess zu begreifen, in dem wir es mit Fortschritt zu tun haben). In der bisherigen Rezeption der kantischen Religionsphilosophie ist (3) die Frage nach der politischen Bedeutung der Religion, wie sie in Kants Schriften zum Ausdruck kommt (z.B. seine Auffassung, dass „Religion ein höchst wichtiges Staatsbedürfnis“ [AA VII, 11] sei), zu wenig beachtet worden. Ein wichtiges wissenschaftliches Thema, das auf der geplanten Tagung behandelt werden soll, ist auch (4) die Habermas'sche Sicht des Verhältnisses von Glaube und Vernunft, die heute viel diskutiert wird.Ebenso wenig wird man (5) die scheinbar paradoxen Aussagen Kants übersehen können, der einerseits sagt: „Die Moral [...] bedarf weder der Idee eines anderen Wesens über ihm [dem Menschen], um seine Pflicht zu erkennen, noch einer anderen Triebfeder als des Gesetzes selbst, um sie zu befolgen“ (VI, 3); andererseits sagt er: „Die Moral [...] führt unumgänglich zur Religion“ (AA VI, 6). Man wird auch nicht umhin können, (6) die äußerst schwierigen Fragen nach dem philosophischen Wert von Kants Analysen des Judentums in der Religionsschriftsowie die Fragen nach den Interpretationen von Kants Ansichten selbst zu stellen und zuverlässig zu beantworten.
Wie stellen wir uns heute zu Kant‘s Position – zumal mit Blick auf die Diskussion über Religion im öffentlichen Raum? Da in modernen westlichen Gesellschaften eine Mehrzahl von miteinander inkompatiblen, aber um der Konfliktfreiheit willen privatisierten Religionen existiert, gilt für liberale Staaten ein Neutralitätsgebot. Aber bis zu welchem Punkt soll das staatliche Neutralitätsgebot genau reichen? Muss sich der Staat lediglich vor einer einseitigen Parteinahme hüten, oder muss er darüber hinaus in einem aktiven Sinn laizistisch sein (wie man dies aus Frankreich kennt)? Was ist Kants Lösung, und was können wir unter Gegenwartsbedingungen als akzeptabel ansehen?
Die Beantwortung dieser Fragen ist sowohl im Hinblick auf eine allgemeine Reflexion über die Kohärenz oder Relevanz von Kants aufklärerischer Haltung zur Religion von Bedeutung als auch für die Frage, wie wir heute zur Religion stehen und wie wir ihren Platz in der Öffentlichkeit sehen.
KEYNOTE SPEAKERS
- Paul Guyer - Jonathan Nelson Professor emeritus of Humanities and Philosophy, Brown University.
- Christoph Horn - Professor and Director of Practical Philosophy and Ancient Philosophy at the University of Bonn.
- Heiner F. Klemme - Professor of Philosophy at Martin Luther University Halle-Wittenberg.
FEES
Eine Konferenzgebühr von:
- 400 zł (90 Euro) für Fakultäts- und Forschungspersonal
- 200 zł (45 Euro) für Studierende (einschließlich Doktorand:innen)
sollte bis zum 07.05.2025 per Banküberweisung auf folgendes Konto gezahlt werden:
83 1240 3028 1111 0011 4849 4748
for foreign transfers:
IBAN: PL83 1240 3028 1111 0011 4849 4748
BIC/SWIFT: PKOPPLPW
mit folgender Zahlungsbeschreibung: konferencja THE ROLE OF RELIGION
Die Konferenzgebühr umfasst die Teilnahme an der Konferenz und allen begleitenden Veranstaltungen, die Nutzung der Konferenzinfrastruktur, Konferenzmaterialien, Kaffeepausen sowie organisatorische Aktivitäten.
REGISTRIERUNG
Die Registrierung ist sowohl für aktive Teilnehmer (mit Vortrag) als auch für passive Teilnehmer erforderlich. Die Anmeldung muss über das Anmeldeformular erfolgen.
THE STATUE OF THE CONFERENCE
The Statue of the Conference is available here: https://tinyurl.com/rmr4cku4 (in Polish), https://tinyurl.com/5bxxfwuk (in English).
VERGANGENE KONFERENZEN
- 2024: Kant and his significance for the present – Kant und seine Bedeutung für die Gegenwart
- 2022: Visions of good life in the Antiquity – physical, spiritual and social. Ancient Medicine and Philosophy
- 2021: Christianity and Democracy / Christentum und Demokratie
- 2019: Celebrating the philosophical and intellectual achievements of Jürgen Habermas / Philosoph und Intellektueller in Zeiten des Umbruchs. Zur Würdigung des Werks von Jürgen Habermas aus Anlass seines 90. Geburtstages
- 2018: Europe as an Idea and as a Viable Project founded on «Logos» / Europa als eine Idee und als ein tragfähiges Projekt gegründet auf «Logos»
- 2017: Früherer und Zeitgenössischer Sinn und Begriff von Weisheit
- 2016: The Idea and the Practice of Republicanism
- 2015: Moral Universalism and Non-ideal Normativity / Nichtideale Normativität
- 2014: Human Rights: from Theoretical Justifications to Dilemmas of Practical Applications
MEDIA
Im Jahr 2010, vor der Einführung der zyklischen Konferenz unter dem Namen "Normativity & Practice", organisierte die Abteilung für Ethik im Rahmen des Projekts "The Topicality and Practical Significance of Immanuel Kant's Philosophy of State and Law" (Projektnummer: N101249434 [2494/B/H03/2008/34]) die internationale Konferenz "The Topicality of Kant's Philosophy of State and Law". Diese stand thematisch in Verbindung mit der Konferenz The Role of Religion in Kant's Political Philosophy and Ethics.
Anlässlich der Konferenz im Jahr 2010 führte Ewa Wyrębska, M.A., damals Doktorandin und Assistentin an der Abteilung für Ethik der Universität Łódź, Interviews mit den folgenden Referenten dieser Konferenz: Prof. Paul Guyer, Prof. Reinhard Brandt, Prof. Bernd Ludwig und Prof. Alessandro Pinzani.